Tsunami Warnung aus Wien

Author: Angy  |  Category: Cook Islands

Nun folgt die Berichterstattung zur gestrigen Nacht aus der Sicht einer Person die nicht den Vorteil genossen hatte, bereits 1 1/2 Liter Bier in der Blutbahn zu haben (was angeblich wie Jan mir bereits mehrmals auf unserer Reise erklärt hat, eine sehr entspannende Wirkung haben soll) und mit der scheinbar angeborenen männlichen Ruhe gesegnet zu sein.

Zwei Uhr morgens das Telefon klingelt, das kann wohl nur ein Traum sein, wer sollte uns hier auf unserer kleinen Insel in Mitten des Pazifiks schon anrufen (überhaupt nachdem wir nicht einmal selbst unsere Nummer kannten).
Ich brauchte etwas Zeit um einen klaren Kopf zu bekommen, sofern mir das um 2 Uhr morgens überhaupt möglich ist.
Bis zu dem Zeitpunkt als Jan den Anruf beendet hatte war mir zu mindestens bewusst das ich nicht träume sondern hell wach bin und wir tatsächlich angerufen wurden. Ich sah in Jans Gesicht und mir war klar, dass etwas nicht in Ordnung ist. Es war nur ein kurzer Moment bis Jan die Situation für sich wieder unter Kontrolle hatte, aber lange genug für mich um mit zu bekommen das etwas nicht stimmt. Wie sich heraus stelle handelt es sich bei dem mysteriösen Anrufer um meinen Schwager Herbert, der uns darüber informieren wollte, dass in Japan ein ziemlich starkes Erdbeben statt gefunden hatte welches sich unter Umständen in Form eines Tsunamis auf uns auswirken könnte.
Soviel zu den Fakten.
Eines vielleicht noch vor ab, während unseres Fluges auf die Cook Inseln habe ich mir den Film “Hereafter” angesehen. Für alle die den Film nicht kennen, er beginnt damit, dass ein Tsunami, sprich eine riesige Welle, Gebäude zerstört und unzählige Menschenleben auslöscht. Wie passend …
Bereits bei unserer Ankunft auf der Insel hat mich dieser Film noch beschäftigt, aber Jans übliche Gelassenheit hat mich beruhigt und ich habe mir keine weiteren Gedanken mehr darüber gemacht.
So jetzt fasse ich einmal zusammen, es ist zwei Uhr morgens ein Anruf von Herbert (der wahrscheinlich am wenigsten zu beunruhigende Mensche der mir überhaupt jemals begegnet ist), ein in dieser Situation nicht gerade vorteilhafter Film, meine schulmädchenhafte Vorstellung eines Tsunamis oder zu meiner Schande viel besser gesagt meine Unwissenheit. Ein Mix von Tatsachen, die sich nicht gerade beruhigend auf mich ausgewirkt haben.
Jene unter uns die in jeder Situation im Leben in der Lage sind alles rational zu betrachten (ich schätze ein überwiegend männlicher Teil der Bevölkerung) kann mit Sicherheit nicht nachvollziehen wie es mir in diesem Moment gegangen ist.
Erstmals haben wir versucht eine Telefonnummer ausfinding zu machen, um mehr Infos zu bekommen. Jan hat dann sofort beim Hurrikan Center angerufen nachdem er davon ausging, das uns die zuständigen Personen zumindest sagen können an wenn wir uns wenden müssen, dort haben wir allerdings nicht wirklich sehr viel erreicht.
In der Zwischenzeit hatten wir zumindest einen funktionierenden Radiosender gefunden und es wurde auch bereits über das Erdbeben und mögliche Konsequenzen berichtet. Die erste Berichterstattung so ca. gegen 3 Uhr morgens hat sich ganz und gar nicht harmlos angehört und selbst Jan war zu diesem Zeitpunkt nicht ganz so entspannt wenn auch die Ruhe in Person im Vergleich zu mir ;-).
Er hat mir aufgetragen all unsere Sachen zu packen und ging in der Zwischenzeit zu unserer Vermieterin. Ich denke ich habe noch nie so schnell in meinem Leben einen Rucksack gepackt gehabt und glaubt mir ich habe in Zwischenzeit schon reichlich Übung.
Ja, richtig zu diesem Zeitpunkt war angeblich noch keine Gefahr für uns, denn die Welle sollte uns ja erst gegen 6:30 erreichen. Wie schön. Leider könnte sich ein eventueller Irrtum in so einer Situation ziemlich negativ auf uns auswirken, somit hat es mich reichlich wenig interessiert vor allem nachdem unsere Hütte direkt erste Reihe Fuß frei am Meer liegt und ich einfach nur unglaubliche Angst hatte.
Umso mehr Zeit verging, umso mehr hat sich heraus gestellt, dass wir nicht wirklich etwas zu befürchten hatten. Es wurde zu jeder vollen Stunde ein Update im Radio geschallten. Allerdings immer erst in einer uns unverständlichen Sprache. Die Wartezeit bis zur Englischen Übersetzung erschien mir jedes Mal aufs Neue endlos.
Jan hatte recht rasch seine Gelassenheit wieder gefunden. Ich konnte erst wieder richtig entspannen als es 7 Uhr war, der Horror ein Ende hatte und ich Jan davon überzeugen konnte, dass ganz und gar nicht der richtige Zeitpunkt für Fotos vom wunderschönen Sonnenaufgang ist.

Es ist nichts passiert und darüber bin ich einfach nur von ganzem Herzen dankbar, aber trotz allem werde ich diese Nacht mit Sicherheit nicht vergessen.

Was mir allerdings hier am aller wichtigsten ist, ist der Dank an unsere Familie. Wenn auch in diesem Fall Gott sei Dank letztendlich nicht notwendig, hat uns Euer Anruf einen zeitlichen Vorsprung verschafft der uns von großem Vorteil hätte sein können.

Ganz egal wie weit wir auch weg sind, ihr seid immer für uns da, habt ein Auge auf uns und wir können uns auf Euch verlassen. Worte können ohnehin nicht ausdrücken, was mir dieser Anruf bedeutet hat, deshalb können wir leider nur DANKE sagen. Wir haben Euch sehr lieb und ich würde mir jetzt nichts mehr wünschen als Euch in die Arme zu nehmen und ganz fest zu drücken.

Tags: , , , , ,

5 Responses to “Tsunami Warnung aus Wien”

  1. Schwesterchen Says:

    Hallo ihr süssen,

    na da haben wir euch ja eine ganz tolle Nacht verschafft. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ihr so einen Streß hattet, aber bei uns in den Nachrichten hat sich das wirklich fürchterlich angehört. Da dachte ich, nachdem ich auch noch mitbekommen habe, daß bei euch gerade Nacht ist – die werden wahrscheinlich wieder einmal alles verschlafen und da kamen mir ganz schreckliche Gedanken. Gott sei dank war alles nur falscher Alarm, wir werden aber natürlich weiterhin brav Nachrichten hören und ihr könnt weiterhin beruhigt in euren Bettchen schlafen. Ich hoffe der Sonnenaufgang hat euch ein wenig für die Aufregung entschädigt – den hättet ihr ja sonst sicherlich versäumt. Hab euch lieb bis bald
    Schwesterchen

  2. Natascha Says:

    Hiermit möchte ich mich auch an den Dank von Angy und Jan anschließen und mich ganz offiziell bei den Verantwortlichen bedanken nur durch ihren Verdienst haben unsere Honeymooner eine Vorab-Tsunamiwarnung bekommen. Also vielen vielen Dank dafür.

    Bin heilfroh, dass euch nix passiert ist.

    Hab euch sehr lieb und BITTE fliegt nur noch in Gebiet ohne Naturkatastrophen *gg*

    PS.: Ich hoffe die Sonnenaufgangsfotos bekommen wir zu sehen *gg*

  3. Crazykoala Says:

    So, und jetzt reichts dann auch schön langsam.. Ich hoffe der Rest eurer Reise verläuft jetzt ohne die drohende Gefahr irgendeiner Naturkatastrophe, für euch aber vor allem auch für unsere Nerven zu Hause 😉
    Freu mich schon auf OZ-OZ-OZy Land!!

  4. Sonja Says:

    Auch wenn jetzt schon ein paar Tage vergangen sind, möchte ich trotzdem zum Ausdruck bringen (zum Glück muß ich nur Schreiben, da kann ich nebenbei meine Tränen wegwischen), dass ihr bitte verdammt gut auf euch aufpasst und wir lassen euch ganz sicher nicht mehr auf Weltreise gehen! Sorry!

  5. Crazykoala Says:

    geh Sonja, das nächste Mal fahren wir doch alle gemeinsam!!

Leave a Reply